Letztlich verbringen wir neun Zehntel unseres Lebens in den Symbolen und in den Träumen, da neun Zehntel des Daseins, das heisst: der lebendigen Lust, uns unbekannt oder verboten sind. Auch auf die Träume wird früher oder später Hatz gemacht werden. Diese Diktatur ist man uns schuldig.
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Wenn wir beobachten, mit welchen abgestandenen Vorurteilen, mit welchem verrotteten Gewäsch sich der absolute Fanatismus von Millionen angeblich entwickelter Individuen nähren kann - Individuen, die in den besten Schulen Europas ausgebildet sind-, dann dürfen wir uns wohl fragen, ob beim Menschen in seinen Gesellschaften nicht bereits endgültig der Todestrieb den Lebenstrieb beherrscht.
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Der einmütige gegenwärtige Sadismus entspringt vor allem einem Verlangen nach Nichts, das tief im Menschen und vor allem in der Masse der Menschen angelegt ist, so etwas wie eienr nahzu unwiderstehlichen, einmütigen verliebten Ungeduld nach dem Tode. Mit Koketterien natürlich, mit tausend Ableugnungen; aber der Tropismus existiert, und das umso sichtbarer, als er völlig geheim und schweigend ist.
Louis-Ferdinand Céline, Hommage à Zola. Gehalten in Médan am 1. Oktober 1933.
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