Monday, June 21, 2010

Das Kometenjahr

Das Kometenjahr 1811, welches heute noch durch seinen Wein berühmt ist, leuchtete in dem Sinn der europäischen Menschen und auch in meinem Sinn mit der Erwartung und Hoffnung auf von gewaltigen Entscheidungen und Umwälzungen der Dinge, die da nächstens erfolgen würden.

Das kleine und dumme Volk träumte und schwatzte sich mit Ungeheuerlichkeiten von Krieg und Pest müde; die Frommen und die Gescheiten schauten mit sehr verschiedenen Gedanken, Gelübden und Gebeten zum Himmel empor, nicht in ihren Anfängen, aber wohl in ihren Enden der Gebete und Gedanken miteinander einstimmig. Ich, damals ein kleiner Professor in Greifswald, hatte mit vielen Tapfern schon spanische und tirolische Gedanken.

Ich empfand und wusste, dass ein sogenanntes allgemeines, alle Welt in Frieden und Faulheit zugleich begrabendes zweites römisches Imperatorenreich, wie der grosse Attila Europas es verkündigen und weissagen liess, eine Unmöglichkeit war. Ich hatte zu vielen Zorn und Hass in der Brust; ich wusste, dass gottlob viele, ja die meisten davon noch genug im Herzen trugen: es mussten noch gewaltige Kämpfe kommen.

Ernst Moritz Arndt, Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein, 1858.

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