Tuesday, December 1, 2009

Saturnia regna



Der höchste Planet des Himmels / Saturnus genannt / hat in unser Meisterschafft die geringschätzigste autorität / und ist gleichwol der fürnehmste Schlüssel der gantzen Kunst / ist aber auff die niedrigste Staffel gesetzt / und kleinestes Ansehens unserer Kunst zugeordnet / ob er auch wol durch seinen schnellen Flug sich in die höchste Höhe über alle Liechter auffgeschwungen hat / so muß es doch in Abschneidung seiner Federn / biß zu der allerniedrigsten Scheinung gebracht / und durch seine Verderbung in Verbesserung kommen / damit schwarz in weiß / und weiß in roht gebracht werde / auch durch den Lauff der gantzen Welt Farbe / die andern Planeten durchlauffen / biß zu der übrigen Hofe-Farbe des trimphirenden Königes / Und sage also / ob Saturnus für aller Welt geringschätzig geachtet wird / so hat er doch solche Krafft und Stärcke in sich / daß / wo sein herzliches Wesen / welches ist über alle massen eine unbegreifliche Kälte / in das lauffende feurige metallische corpus getrieben wird / daß solchem das lauffende Leben kan benommen / und zu einem sochen schmeidigen Leibe werden / wie Saturnus selbsten ist / doch viel einer besseren Beständigkeit unterworffen / welche Veränderung auß Merecurio, Sulphure und Sale ihren Ursprung / Anfang und gewisses Ende hat. Dieses wird nun mancher schwer erachten zu verstehen / wie es dann auch ist / Aber dieweil die Materia gering / so muß der Verstand scharff und hoch seyn / damit ein ungleicher Stand in der Welt bleibe / die Herren von den Knechten zu unterscheiden / und sie durch Dienung können erkandt werden.
Auß dem Saturno kommen vielerley gestalt Farben herfür / so durch Bereitung und Kunst gemacht werden / als schwarz / grau / weiß / gelb und roht / und was mehr vermischter Farben darauß kommen / also muß die Materia aller Weisen auch viel Farben überwinden / ehe der grosse Stein zu der gewissen gesetzten Vollkommenheit erhaben wird / Denn so offt dem Feuer eine neue Porten des Eingangs eröffnet wird / so offt gibt soches eine neue Form unnd Gestalt der Kleidung zur Außbeut / biß der Arme selbst Reichthum erlanget und überkommen / und keiner Entlehnung mehr bedürfftig ist.
Wenn die edle Venus ihr Königreich besitzes / und nach Gewonheit des königlichen Hofes die Aempter nach Gebühr außtheilet / so erscheinen sie in ihrer Herzlichkeit / und die Musica trägt ihr eine schöne Fahne für / von rohter Farbe / darauff ist gemahlet die Charitas in grünen Kleidern überauß schöne / und an ihrem Hofe wird Saturnus für einen Hoff-Meister gebraucht / Und wenn er sein Ampt vollbringet / so träge ihm Astronomica ein schwartze Fahne für / darauff ist Fides gemahlet in gelb und rohter Kleidung / Jupiter mit seinem Scepter muß das Ampt eines Marschalles verrichten / Rethorica trägt ihm ein Fahne von grauer Farbe für / darauff ist gemahlet die Spes zierlich mit Farben geschmückt; Mars verstehet alle Kriegs-Sachen / und führet das Regiment mit feuriger Dürstigkeit / und trägt ihm Geometria ein blutige Fahne für / darauff ist gemahlet die Fortitudo mit rohtem Gewand bekleidet. Mercurius ist aller Cantzler / und trägt ihm für die Fahne von allen Farben zhusammen gesetzt Arithmetica, denn er ist nicht außzurechnen / darauff ist gemahlet Temperantia von Farben wunderbarlich. Sol ist ein Statthalter des Königreichs / und trägt ihm für Grammatica eine gelbe Fahne / darauff ist Justitia gemahlet in güldenen Stücken / Welcher Statthalter / ob er gleich mehr Gehorsam hat in seinem Königreich / so hat doch die Königin Venus durch den überflüssigen hochleuchtenden Glantz ihn geblendet unnd überwunden. Luna aber erscheinet auch / und trägt ihr für Dialectica eine Silber-Farbe weißgläntzende Fahne / darauff ist gemahlet Prudentia, mit himmelblauer Farbe angestrichen / Und dieweil der Luna ihr Ehemann gestorben / so hat sie das Ampt ererbet / daß sie wird forthin die Königing Venus nicht mehr regieren lassen / denn sie hat Rechenschafft von ihrer Haußhaltung gefordert / alsdenn wird ihr der Cantzler Hülff erzeigen / daß ein neu Regiment wird auugerichtet / und sie beyde über die edle Königin regieren werden / verstehe / daß ein Planet den andern von seiner Herzlichkeit / Ampt / Herzschafft und Gewalt muß abtreiben und entsetzen / biß die besten unter denselben allen das höchste imperium erhalten / und mit der besten beständigsten Farbe mit ihrer eersten Mutter ihn zugethan / auß angebohrner Standhafftigkeit / Lieb und Freundschafft im Siege obligen / Denn ist die alte Welt vergangen / und ein neue Welt an die stete kommen / und hat ein Planet den andern spiritualisch verzehret / daß nur die Stärckesten durch Speise der andern geblieben sind / und zwey und drey durch eins allein überwuden worden.
Zum endlichen Abscheide hierauff solt du allding vernehmen / daß du solt auffziehen die himmlische Wage / den Widder / Stier / Krebs / Scorpion / und Steinbock / Der ander Seite der Wage solt du aufflegen den Zwilling / Schütz / Wassermann / Fisch und Jungfrau / denn verschaffe / daß der Goldreiche Löw der Jungfrauen in den Schoß springe / so wird solch Theil der Wage überhand nehmen / und dem andern Theil in der Schwere überlegen seyn / laß denn die zwölff Zeichen des Himmels mit dem sieben Gestirn in einen Gegenschein gerathen / so wird nach Erfüllung aller Welt Farben / ein endliche Conjugation und Zusammenfügung geschehen / daß das gröste zum geringsten / und das geringste zum allergrösten kommen wird.

Wenn da stünd der gantzen Welt Natur /
Nur bloß allein in einer Figur /
Und könt durch Kunst nicht anders werden
kein Wunder findt man dann auff
Erdn /
Und die Natur nicht zu beweisen /
Dafür doch Gott ist hoch zu preisen.

Transcribed by Johann Plattner from Aus Fr. Basilii Valentini Benedictiner Ordens Chymische Schriften.... Hamburg / In Verlegung Johann Naumans und Georg Wolff. Anno M.DC.LXXVII.

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