Friday, October 30, 2009

Nationalistisch

I.

Man kann das Wort nicht in Verruf tun, wenn die Sache ihr Recht hat.
Deutsche hofften nach unserem Zusammenbruche, sich in dem Leben, das man uns immerhin liess, ohne Nationalismus einrichten zu können. Aber in einem Schicksale richtet man sich nicht ein. In einem Schicksale unterliegt man, oder obsiegt man.
Wir wollten dies nicht wahrhaben. Deutsche gedachten ein Geschäft mit dem Schicksale zu machen. Sie wollten sich die Gegenwart erkaugen, indem sie eine Schuld einräumten, die wir nich thatten. Und was an Zukunft bevorstand, das suchten sie durch eine Erfüllungspolitik hinauszuschieben, die wir zunächst einmal auf uns nahmen und an die wir doch nicht recht glaubte. Man konnte nicht oberflächlicher sein, wenn man auf diese Weise den Folgen eines verlorenen Krieges zu entgegen suchte. Und wir konnten nicht undeutscher sein, weil wir wider allen angeborenen Ernst der Nation handelten.
Der elfte Januar musste kommen, um uns zur Besinnung zu bringen. Von den Ereignissen, die dieser Tag heraufführte, hatte man uns immer versichert, dass es niemals zu ihnen kommen werde. An diesem Tage zerriss die geflissentliche Täuschung. und eine Änderung ging in der Nation vor sich, deren Menschen zum ersten Male das Schicksal eines besiegte, eines darniedergeschlagenen, eines in Ketten gelegten Volkes begriffen.
Von diesem elften Januar an gibt es ein Recht auf Nationalismus in Deutschland. Jetzt kann man uns nicht mehr mit der Ausflucht kommen, es gebe auch andere und internationale Wege, um an das eine und einzige Ziel einer wiedererrungenen deutschen Selbständigkeit zu gelangen, über das sich alle Parteien, wie sie versichern, einig sind.

Nationalist ist, wer sich nicht in das Schicksal der Nation ergibt, sondern ihm widerspricht.

Nationalismus ist heute in Deutschland: Widerstand.

II.

Wenn der Nationalismus die Nation will, dann müsste es, sollte man meinen, das Natürliche sein, dass auch die Nation den Nationalismus will.
Aber in Deutschland ist, so scheint es, das Natürliche nicht das Politische, sondern das Unpolitische. Franzosen, Italiener, Engländer sind von einer anderen politischen Rasse. Es sijnd ältere Völker, die den Sinn ihrer Geschichte verstanden haben. Ihre Erfahrungen auf dieser Erde sitzen ihnen im Blute. Ihre Menschen werden mit ihnen geboren. Und Generation gibt sie an Generation als politischen Instinkt und als diplomatische Disziplin weiter.
Nur in Deutschland ist möglich, dass es Frankophile in einem Augenblicke gibt, in dem Frankreich die Nation weissbluten lässt. Es hat bei uns immer eine Franzosenpartei gegeben. Sie hat in Überläufergewalt schon mit den Römern paktiert. Sie hat später in Fürstengestalt mit dem Hofe von Versailles paktiert. Sie möchte heute mit der französischen Wirtschaft paktieren. Sie ist seit dem elften Januar einigermassen kleinlaut geworden. Sie gibt sich sogar den patriotischen Anschein, als missbillige sie die französischen Methoden. Aber sie treibt ihre Minierung weiter und wartet nur auf die Stunde, in der sie ihr Werk in der Öffentlichkeit fortsetzen kann.

Die Frankophilen wissen, was sie politisch wollen. Das Proletariat weiss dies nicht. Es nimmt bereits seinen Drang zur Wirklichkeit. In den westlichen Ländern war der Sozialismus immer nur ein Sprungbrett für den Politiker. Wenn er aus der Opposition, in der er seine Grünlingsjahre zubrachte, in den Staat mit dessen Ämtern übertrat, dann vollzog er diesen Stellungswechsel ohne Wimperzucken als ein Nationalist. Der deutsche Arbeiter hat die sozialistische Botschaft mit dem so schweren, so gründlichen, so versessenen Ernste aufgenommen, mit dem Deutsche sich einer Idee hinzugeben pflegen. Auch das Erlebnis des Völkerkampfes hat seinen Glauben an den Klassenkampf nicht zu erschüttern vermocht. Er hofft nach wie vor auf eine der drei Internationalen. Der Nationalist muss sich mit der Tatsache nicht abfinden, nein, sondern auseinandersetzen, dass es Millionen von Deutschen gibt, die von der Idee der Nation marxistisch wegerzogen worden sind. Er erfährt in jeder innenpolitischen und in jeder aussenpolitischen Beziehung, wie diese Idee der Nation über die ganze Erde hin, aber nirgendwo mit einem solche Erfolge wie im sozialistischen Deutschland, ständig von der Idee der vereinigten Proletariate aller Länder gekreuzt wird. Diese Idee eines grossen proletarischen Klassenkampfes trennt den deutschen Arbeiter von seiner heute so gefährdeten und umdrohten Nation. Der deutsche Nationalist müsste nicht Nationalist sein, wenn er den Gedanken der deutschen Nation nicht auf as ganze Volk bezöge, nicht auf alle Shcichten des Volkes, in denen es sich gliedert, und hier nicht auf diejenige Klasse, aus der es als Industreivolk nachwächst und aufsteigt. Er weiss, dass es keinen Befreiungskamof für eine Nation geben kann, wenn sie Bürgerkrieg im Rücken hat. Er stellt auch den Klassenkampf in seine politische Rechnung ein, aber er versteht ihn nicht so sehr sozial, als national, als einen Kampf der unterdrückten Völker, der östlichen gegen die westlichen, der jungen gegen die alten. Er merkt wohl auf, wenn der deutsche Kommunist von einem Vaterlande spricht, das er sich erst erobern müsse. Er fühlt, dass dies die Keimzelle des Nationalismus auch im deutschen Proletariate ist. Aber er gibt sich eine politische Rechenschaft über das Unzureichende der proletarischen Politik. Ist es nicht auch nur eine deutscheste Selbsttäuschung, wenn der deutsche Arbeiter von seinem Willen zur nRettung der Nation aus der weltkapitalistischen Klaue spricht und diese Rettung auf die eigene proletarische Faust nehmen will? Noch ist nicht ausgemacht, dass das Zeitalter des Weltkapitalismus ein Ende fnden wird, wie der Marxist es sich vorstellt. Und eher ist möglich, dass ein stürzender Weltkapitalismus den deutschen Sozialismus mitbegraben wird!
Die Demokratie, die durch die Revolution zur Macht im Staate aufrückte, fürchtet das Proletariat ebenso sehr, wie sie den Nationalismus scheut. Sie spielt das eine gegen den anderen aus. Sie spricht von dem Feinde, der rechts, und von dem Feinde, der links steht. Und in einer Zeit, in welcher der einzige Feind, den wir haben sollten, vom Rheine an die Ruhr vorrückte, bereitet sie den deutschen des entschlossensten Widerstandes ihre parteipolitischen Hemmungen. Auch dies ist nur zu deutsch. Die Demokratie hat ein schlechtes Gewissen vor der Nation. Sie hat sich auf die Weltdemokratie berufen und muss nun erleben, das sie von eben dieser Weltdemokratie um der Nation willen misshandelt wird. Sie ist nicht so empfindungslos, dass sie die Schläge icht spürte, die das Deutschtum treffen, indem sie die Demokratie treffen. Ihr ist jetzt die Vertretung der Nation überkommen, und es gibt Demokraten, die, ohne Nationalisten zu sein, Nationalismus für sich in Anspruch nehmen. Sie versichern zum mindesten, dass auch sie "gute Deutsche" sind, was freilich ein wenig sagender Mittelbegriff ist, der nicht verpflichtet. Sie geraten damit in für sie fremde Bereiche, in denen sie sich nur schwer zurechtfinden. Es fehlt ihnen das Überwältigende des Erlebnisses, von dem der Nationalist ausgeht. Die Vaterlandsliebe ist hier keine Leidenschaft für Deutschland, aus der die Vorausschau eines Schicksales folgt. Sie ist im besten Falle ein Wohlmeinen mit seiner betrogenen duldenden stummen Bevölkerung, und im schlechteren Falle eine Befürchtung für deren parteipolitische Zuverlässigkeit. Nur so ist die Stellung der Demokratie zum Sozialismus zu erklären. Es ist darin Eifersucht. Und es folgt daraus Misstrauen. Die Demokraten verstehen die Geistesverfassung des Nationalismus nicht. Sie verstehen die Beweggründe der Nationalisten nicht. Sie unterstellen Ihnen innenpolitische Hintergedanken und Endabsichten. Der Nationalismus sieht nur einen Weg: es ist der, welcher uns dahin bringt, dass wir die Politik aller Parteipolitik entrücken. Und Nationalisten haben nur das eine Ziel: das Schicksal der Nation an die Problemfront der Aussenpolitik zu bringen. Aber Probleme verlangen Entscheidungen. Und die Demokratie entzieht sich Entscheidungen.

Sie wird ihnen nicht immer ausweichen können. Wir sind, so scheint es, ein Volk, das sich alle Jahrhunderte in die Notwendigkeit bringt, einen Freiheitskampf führen zu müssen. Die Deutschen, so scheint es, wollen immer wieder von Vorne anfangen! Einst stand das Bürgertum an seinem Anfange. Heute steht, vielleicht, das Proletariat an dem seinen. Wann wird die Nation an ihrem stehen?

III.

Die Geschichte unpolitischer Völker ist diejenige ihrer Selbsttäuschungen. Die Geschichte politischer Völker ist diejenige ihrer Bewusstwerdung.

Wir sind jetzt in Deutschland noch ein Mal vor die Wahl gestellt, zu welchen Völkern wir gehören wollen. Es ist möglich, dass alle Leiden dieser Zeit nur Umwege sind, um aus uns endlich ein Volk zu machen, das sich seiner Nationalität politisch bewusst wurde. Dies ist die Zuversicht des Nationalismus. Es ist nicht minder möglich, dass dieselben Leiden nur Zuckungen sind, in denen sich unser Untergang bereits vollzieht, über den wir uns mit Menschheitsforderungen hinwegtäuschen, denen wir, wie dies deutsch ist, vor unserem Ende noch nachzukommen suchen. Dies ist die Gefahr der Demokratie. Sie hat, wie dies demokratisch ist, nur innenpolitische Sorgen. Von jenen Leiden ist nicht abzusehen, wie sie ohne das Zutun je enden könnten, das der Nationalismus fordert. Und um unserer Bewusstwerdung willen müssen wir uns mit unseren Selbsttäuschungen beschäftigen.

Die Welt der Politik ist nicht diejenige der Wünsche, sondern der Wirklichkeiten. Es hilft uns nicht, dass wir, wie dies unsere Art ist, Vorstellungen von einer gerechteren und vernünftigeren Welt nachhängen, als derjenigen, in der wir leben, und die uns politisch umgibt. Das Recht eines Volkes ist das Unrecht eines anderen. Und seine Vernunft ist dienige des Eigennutzes. Änder die Welt - aber ändert vorher den Deutschen! Macht einen Menschen aus ihm, der endlich die Schwachheit von sich abtut, die Dinge immer nur auf seine Wünsche hin anzusehen! Macht einen Deutschen aus ihm, der sich mit der Leidenschaft zur Wirklichkeit durchdringt und der sich nicht mit der Verherrlichung eines Unwirklichen lächerlich macht, das niemals ist und niemals sein kann! Ihr werdet mit diesem Menschen und Deutschen auf der Erde gar Manches erreichen: auch Manches, was gerecht ist, auch Manches, was vernünftig ist - aber immer nur über einen Nationalismus, und durch ihn, der die Politik der Naton zu sichern vermag.

Moeller van den Bruck, in: Das Gewissen, 5. Jahrgang, Nummer 25, 25. Juni 1923.

Thursday, October 29, 2009

Deutsche Sprache

Mir sind salbaderische Gemeinplätze in der Natur zuwider.

Goethe


"Ich meine die Transformation des Bewusstseins in eijne kollektive Erscheinung, in eijn soziologisches, nicht mehr individuelles Phänomen. Das Mirakel dieser Wochen bestand darin, dass die scheinbar undurchdringliche dichte Schicht, die die vitale und intellektuelle Sphäre des einzelnen voneinander scheidet, gleichsam porös ward, dass die isolierten Centren unseres individuell zersplitterten Lebens zusammenschossen, zusammenwuchsen zu einem Gebilde von undendlich höherer als einzelmenschlicher Individualität." Dieses las ich in einem deutschen Aufsatz vom Anfang des Krieges zur "Analyse der deutschen Psyche", und ich begriff später den Zusammenbruch der Heimat. Aber bevor es noch dazu kam, gab mir ein Aufsatz vom "Lohn des Krieges" eine Antwort auf manche bange Frage und gab sie so: "Wir erwarten nach den Peripetien des Krieges die Katharsis." Was und wo ist nun diese Synthese und Katharsis, und wie also sieht der Lohn des Krieges aus? "Wirtschaft ist Schicksal" steht an der Sklavenstirn einer rechtlosen und entwaffneten Zeit. "Oekonomie ist Ananke" wäre passender.

Der Mund ist der Notausgang des Herzens, und die Sprache ist ein Zufluchtsort des Geistes und darüber hinaus sein lebendig tönendes Sinnbild. Sprachliche Zustände sind Zeichen des Geistes ihrer Zeit, ujnd die Seele eines Volkes schwingt heimlich in seiner Sprache bis zu jenem toten Punkt, jenseits dessen die Worte zu Wörtern werden und die Sprache entseelt zu klappern beginnt, ein toter Stoff, ein leerlaufendes Getriebe, eine künstlich atmende Wachspuppe in den Schaukästen der Bücher und Zeitungen.

Ich hüte mich, die Sprache aus diesen fein veröstelten Beziehungen zu jener geheimen Lebenskraft zu lösen und sie allein für sich zu werten. Dann ist sie nur als brauchbares Mittel zum Zweck von Mitteilungen des Nützlich-Notwendigen und als Gegenstand einer grammatischen Wissenschaft giltig.
Staatsbehördliche, amtlich überwachte Vorschriften für den Wortgebrauch in der Sprache und alle ähnlichen, darauf gerichteten Mühen bleiben günstigen Falls auf die Oberfläche beschränkt, auf die Sprache , und entsprechen dem Zwang des Stärkeren, der vielleicht die Anbetung eines Steines zu ertrotzen, nie aber den Glauben an diesen Stein als an einen Gott zu erzeugen vermag. Schöpferisch ist nur der Geist, niemals die Vorschrift.

Aus dem lebendigen Geist dringen die Worte hervor wie Blumen aus der lebendigen Erde. Ja, die Worte sind Kinder und Träger des Geistes zugleich.
Wenn Eduard von Hartmann sagt: "Alle Relationen, die das bewusste Denken sich diskursiv appliziert, sind nur Reproduktionen expliziter oder Explikationen impliziter Bewegungen", so enthüllt dies dasselbe, das der preussische Minister von Hammerstein enthüllte, als er im Abgeordnetenhause sagte: "Meine Herren, wenn ich "absolut" sage, so meine ich das natürlich relativ", verrät er dasselbe, das diese Worte verraten: "anbei retournieren wir Ihr geehrtes Gestriges", dasselbe, das ein Ladenschild mit seiner Inschrift "Glasbrillanten, garantiert echte Imitationen" verrär. Wo liegt der Unterschied zwischen den Worten Roethes "eine Erscheinung à la Karl der Grosse" und denen eines Schaubudenmannes: "Panorama international, à Person 20 Pfg."? Ist es verräterrischer, eine Strassenbahnkarte mit den Worten "eins à zehn" zu fordern oder mit B. Litzmann die literarischen Ergebnisse "der modernen Nervosität imd Hysterie" so zu nennen: "Krassester Materialismus, mystischer Spiritismus, demokratischer Anarchismus, aristokratischer Individualismus, pandemische Erotik, sinnabtötende Askese"?

Sie alle dachten: diskursiv, implizit, retournieren, pandemisch, demokratisch, à la und international und Imitation, garantiert echt. Ich weiss nicht, was das heisst, ich weiss nur, was es vielleicht zu bedeuten hat. Hier besteht für den Betrachter nicht mehr die irreführende Versuchung, die Sprache vom Geist, aus dem sie geboren war, zu lösen. Es ist schon geschehen. Die Wörter stehen da. Das Geklapper setzt ein... demokratisch, international, garantiert echt, eins à zehn... Der rote, atmende, heisse Mund wich dem Grammophon. Das Sinnbild verdorrte zur Formel. Das Wort wurde zum Stempel.

Das junge Geschlecht ist durch die Schlachten hindurchgeschritten und steht jetzt zwischen den Schlachten. Noch reden vielerorts Fünfzig- und Sechzigjährige und solche, die zu Hause gegen die Papierschnitzel der Brot- und Fettmarken einen erniedrigenden Kleinkrieg geführt haben und geschult und gezähmt, nicht aber geformt sind. Die Zeit muss kommen, in der das durch die Schlachten geformte, starke und gesunde Geschlecht des Krieges handelt, und sein schwer errungenes deutsches Lebens- und Gemeinschaftsgefühl schicksalsbestimmend wird. Vor dem "sprich deutsch" steht das "sei deutsch", und das Zeichen der Sprache des jujngen Geschlechts kann nichts anderes sein als das Feldzeichen eines starken, gewaltigen Geistes in den Kämpfen des Friedens.

Franz Schauwecker, in: Das Gewissen, 5. Jahrgang, Nummer 7, 19. Februar 1923.

Die Aussichten des Proletariats II

Die nationale Wendung im deutschen Proletariate geschieht nicht freiwillig. Sie geschieht unter dem Zwange der Gefahr für den Kommunismus, dass der Ententekapitalismus sich ganz Europa unterwerfen wird, dass er durch seinen Militarismus mit den Nationen auch die Proletariate derselben vergewaltigen wird, dass die Herrschaft des Westens sich über Deutschland hinweg am Ende bis nach Russland ausdehnen wird.
Aber wir wollen auch diesen aussenpolitischen Druck bei Seite lassen, obwohl schon hier die Unselbständigkeit auffällt, dass das deutsche Proletariatsich auf die entsprechende Situation von Russland her aufmerksam lassen musste und der deutsche Kommunismus seine nationale Wendung erst auf bolschewistische Anweisung hin vollzog. Entscheidend wird schliesslich sein, ob das deutsche Proletariat der aussenpolitischen Situation, in die es sich plötzlich versetzt sieht, nationalpolitisch gewachsen sein wird. Dies ist die Frage, auf die wir eine Antwort um so dringender haben müssen, als das deutsche Proletariat den Nachweise seiner geistigen Vorbereitung revolutionspolitisch schuldig geblieben ist.
Wir haben hier von Anbeginn gesagt, dass jedes Volk seinen eigenen Sozialismus hat. Ein jedes Volk hat auch seine eigene Revolution. Auf einem internationalen Jugendtage hat Sinowjeff unlängst geschichtsphilosophische Betrachtungen angestellt und die Frage nach den Voraussetzungen aufgeworfen, unter denen überhaupt ein Proletariat erwarten kann, dass es Ziele erreicht, die es sich setzt. Er meinte, dass man, wenn man die revolutionären Kämpfe in den verschiedenen Ländern durchsähe, "manchmal zu dem Schlusse komme, es könne die Arbeiterklasse nicht eher siegen, als bis sie nicht die eine oder andere Niederlage erlitten habe", und führte für Russland die Ereignisse der Jahre 1905 und 1906 an, "ohne die", wie er sagte, "es wohl keinen Bolschewismus im Jahre 1917 gegeben haben würde". Noch weiter ist Lenin bei Gelegenheit gegangen und hat schon vor 1917 davon gesprochen, dass die Aussichten einer kommenden russischen Revolution in der langen unterminierenden Vorarbeit lägen, die von den Dekabristen an und hernach durch die Nihilisten bis zu den russischen Marxisten geleistet worden sein: durch den russischen Verschwörertyp, der sich in Verfolgung und Verbannung schulte, in Sibirien und in der Emigration, der seine Tätigkeit von der einen Generation an die andere weitergab, immer wieder seine Propaganda in das Volk trug und sich durch keine Rückschläge beirren liess. Lenin hätte noch tiefer greifen und die gesamte geistige Leistung der Russen im borigen Jahrhundert einbeziehen können, ob sie nun revolutionär oder gegenrevolutionär war, ob wir an Tolstoi oder an Dostojewski denken. Von hier aus wurde der Boden bereitet, wurde die geistige Verfassung des russischen Volkes auf die grosse Apokalypse vorbereitet, und wäre es auch nur, dass durch Analyse als Spiegelung der Geistesverfassung festgestellt wurde, bis zu welchem Grade die politische und moralische Zersetzung des auf Autokratie und Orthodoxie, freilich auch auf Nationalität begründeten Reiches bereits gediehen war.

Moeller van den Bruck, in: Das Gewissen, 5. Jahrgang, Nummer 39, 1. Oktober 1923.

Wednesday, October 28, 2009

Triumph des Todes



Peter Brueghel d. Ä. pinxit, ca. 1562

O der Seele nächtlicher Flügelschlag:
Hirten gingen wir einst an dämmernden Wäldern hin
Und es folgte das rote Wild, die grüne Blume und der lallende Quell
Demutsvoll. O, der uralte Ton des Heimchens,
Blut blühend am Opferstein
Und der Schrei des einsamen Vogels über der grünen Stille des Teichs.

O, ihr Kreuzzüge und glühenden Martern
Des Fleisches, Fallen purpurner Früchte
Im Abendgarten, wo vor Zeiten die frommen Jünger gegangen,
Kriegsleute nun, erwachend aus Wunden und Sternenträumen.
O, das sanfte Zyanenbündel der Nacht.

O, ihr Zeiten der Stille und goldener Herbste,
Da wir friedliche Mönche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings erglänzten Hügel und Wald.
O, ihr Jagden und Schlösser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.

O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch strömt von rosigen Kissen
Und der süsse Gesang der Auferstandenen.

Georg Trakl, Abendländisches Lied.

Das Sintflutgeschlecht


Die Eroberung Kanaans durch das Volk Israel wird von der Thora als ein Strafgericht bezeichnet. Nur dem Gottesvolke ist das "heilige" Land zugedacht, nur dem Volke, welches sich durch seinen religiös-sittlichen Wandel bewahrt; ihm steht es auch zu, den Kampf Gottes gegen Amalek zu führen.

Nunmehr wurde der israelitische Staat auf den Grundfesten des Rechts aufgerichtet, um in ihm das sittliche Ideal der sozialen Gerechtigkeit und der Nächstenliebe, als Postulat des reinen Gottesglaubens zu verwirklichen.

Um den Bestand dieses Idealstaates gegen die Gefahr heidnischer Einflüsse zu schützen, bedurfte es einer gewissen Absonderung. Der Lebensplan Abrahams, des Stammvaters, wiederholt sich in der Nationalverfassung Israels. Nach aussen Liebe ausströmend, nach innen abgeschlossen, wachend über der Eigenart, der Tradition.

Der Staat Israel war allen geöffnet und bot allen Heimat, die "den Staub des Götzendienstes" an der Schwelle des Landes von ihren Füssen abgeschüttelt haben. Keine Rasse wurde an sich für minderwertig erklärt, kein Mensch wurde abgewiesen, sobald nur das Unerlässliche, das Menschliche, das Recht, von dem Eintretenden unangetastet blieb. Wer nur zum Prinzip des Rechts sich bekannt hat, wurde schon hierdurch der Gleichberechtigte mit den Israeliten. Es wurde nicht einmal volle Bekehrung zur Staatsreligion Israels gefordert, sondern schon, wer ein Noahskind war und mit seinem Bekenntnis zum Recht und dem Richter der Welt am Staate und an der Menschheit aufbauend zu wirken versprach, galt als vollberechtigter Staatsbürger. Nur wer Gottesgericht und Menschenrecht leugnete, musste ferngehalten werden: er war aus dem Sintflutgeschlechte, welches keinen Bestand hatte und die Welt zu zersetzen drohte.

A. Liebermann, Zur jüdischen Moral. Das Verhalten von Juden gegenüber Nichtjuden nach dem jüdischen Religionsgesetze, Berlin 1920.


http://www.archive.org/stream/zurjudischenmora00liebiala/zurjudischenmora00liebiala_djvu.txt

Tuesday, October 27, 2009

Stetit aggere fulti Cespitis, intrepidus vultu, meruitque timeri Nil metuens


A ses legions, mutinées et armées contre luy, Caesar opposoit seulement l'authorité de son visage et la fierté de ses paroles; et se fioit tant à soy et à sa fortune, qu'il ne craingnoit point de l'abandonner et commettre à une armée seditieuse et rebelle.

Montaigne, Essais, 1580.

Die Aussichten des Proletariats

Wir sollen dem Proletariate glauben, dass ihm in Deutschland gelingen werde, was der Demokratie misslang: Deutschland zu retten!

Wir sollen dies dem gleichen Proletariate glauben, das sich bis dahin durch den Klassenkampfgedanken von der Nation trennte. Es will nunmehr als Volk handeln, und für das Volk es will selber die Nation sein.

Vor fünf Jahren gab es die Möglichkeit noch nicht, zu dem Proletariate von seiner Nationalität auch nur zu sprechen. Das deutsche Proletariat war tiefer in den Gedanken der Internationale eingelebt, als die Arbeiterschaft jedes anderen Landes. Es teilte mit der Demokratie die taube Illusion eines pazifistischen Zeitalters, das nunmehr in der Welt anbrechen werde. Und weit von sich ab wies es die zynische Warnung, die schon damals das revolutionäre Russland hinübersandte: nicht auf seine eigene Gutgläubigkeit hereinzufallen und die Waffe aus der Hand zu legen und sichjeglichen Verteidigungsmittels gegenüber der obsigenenden Entente zu begeben! Die deutschen Sozialisten konnten sich ein sozialistisches Deutschland nur als einen friedlichen Staat vorstellen, der sich das Vertrauen seiner Feinde erwarb. Sie machten seine Zukunft von deren Wohlwollen abhängig, von der Uneigennützigkeit der Völker, von der Selbstlosigkeit ihrer Staatsmänner. und überdies glaubten sie wirklich, dass der Weltkrieg der letzte aller KrKriege auf Erden gewesen sei. So dachte das revolutionäre Deutschland.

Die Demokratie wurde schon durch Versailles bekehrt. Da erkannte sie den Betrug der Weltdemokratie und schrie empört auf oder schwieg ergeben. Und noch langehin gab es Demokraten, die dem Betruge durch Erfüllung zu begegnen gedachten und die auf Gerechtigkeit durch Verständigung hofften. Vor allem jedoch ist die Demokratie ohnmächtig und sieht keinen Ausweg. Das Proletariat dagegen fühlt sich mächtiger werdend und glaubt einen Ausweg zu sehen. Es wurde durch Moskau belehrt. Es sah. dass der rot armierte Sowjetstaat sich seine aussenpolitische Unabhängigkeit zu wahren wusste, Das deutsche Proletariat muss immer ein ausländisches Vorbild haben. Die deutsch-russische Interessengemeinschaft, die als proletarisch-revolutionäre Interessengemeinschaft schon parteipolitisch geboten war, wurde den deutschen Arbeitern namentlich wirtschaftspolitisch verständlich gemacht: hier ein industrielles, dort ein agrarisches Land, zwei Länder, die einander schon von Natur ergänzen und deren Völker auch in der Politik zusammengehen sollten - dies alles war etwas primitiv und vorwegnehmend, aber es war plausibel und immerhin naheliegend. Sollte das deutsche Proletariat nicht auch kampfpolitisch daraus bestimmte Schlussfolgerungen ziehen? Der deutsche Kommunismus hatte nacht dem russischen Beispiele wenigstens in der Theorie seinem Pazifismus abgesagt. Nur war dies immer noch im Namen der Internationale geschehen. Aber war der militaristische Entschluss, durch den sich Sowjetrussland in dem Abwehrkampfe gegen die Entente die Unantastbarkeit sicherte, nicht zugleich ein nationaler Entschluss gewesen? An der Ruhr erlebte in diesem Jahre das Proletariat eine Vergewaltigung der Nation, die jeden Deutschen um seiner Nationalität willen traf und nicht erst nach seiner persönlichen Partei- und Klassenzugehörigkeit fragte. Es gab erste Monate in diesem Jahre, in denen der deutsche Kommunismus in seiner Haltung noch schwankte, in dem er Doppelparolen ausgab und die einfältige Rechnung aufmachte, dass nach dem Zusammebruche der bürgerlichen Abwehrregierung der Angriff auf das kapitalistische Frankreich und seine Militärmacht, mit der man einstweilen abändelte, sich von der Internationale aus klassenkämpferisch aufnehmen lassen werde. Aber dann war das Erlebnis zu stark und seine Rückwirkung auf alle Schichten, Stände, Berufe der Bevölkerung war so breit, dass auch der deutsche Kommunismus sich der nationalen Schlussfolgerung nicht zu entziehen vermochte. So konnte man denn in den Blättern der Partei lesen: "Es geht um Deutschland!" Man konnte in ihren Blättern lesen: "Lieber tot als Sklav!" Man konnte in ihren Blättern lesen: "Rettet die Nation!"
Wir lassen hier bei Seite, was dabei Parteipolitik war, was Taktik und Trick war. Was heute in Deutschland noch Parteipolitik ist, das fällt im Angesichte eines ungeheuern weltgeschichtlichen Geschehens mit Erbarmungslosigkeit auf die betreffende Partei zurück, das stellt sie vor dem Lande bloss, das schaltet sie aus - und die kommunistische Partei macht hier keine Ausnahme. Wir haben in Deutschland politisch nicht mehr mit Parteien, wir haben von der Stunde an nur noch mit Menschen zu tun. Wir haben überall in den Partein mit Deutschen zu tun, die entweder von dem Schicksal der Nation in der Tiefe erfasst werden - oder aber seinen Gang auch jetzt noch mit der Erwägung von irgend welchen Vorteilen begleiten, die sich aus dem allgemeinen Untergangen vielleicht für einen einzelnen Standpunkt herauschlagen lassen. Es sondern sich überall Deutsche aus, in denen noch ein Ernst ist, eine Leidenschaft, eine männliche Erbitterung, die, um an der Nation nicht verzweifeln zu müssen, für die Nation handeln will. Es vollzieht sich überall iunter den Menschen eine Scheidung, die sich nicht nach der Klasse richtet, nicht nach dem Berufe oder gar nach dem Vermögen, eine Scheidung vielmehr, die als Bewegung alle Stämme erfasst und den Unterschied der Bekenntnisse aufhebt, oder was wir sonst an Trennendem aus unserer Geschichte noch mitschleppten, eine Scheidung und Bewegung, die neu in Deutschland ist und nur noch die Nation will. Und hier nun müssen wir mit der Tatsache rechnen, dass die Bewegung auch auf die Arbeiterschaft übergriff, und dass es überhaupt möglich gewesen ist, an das deutsche Proletariat diese Forderung ergehen zu lassen, die ein Ruf an seine deutsche Nationalität war: das Land zu retten"

Die Frage bleibt nur, ob das Proletariat dazu geistig bereit ist?

Moeller van den Bruck, in: Das Gewissen, 5. Jahrgang, Nummer 39, 1. Oktober 1923.

Thursday, October 22, 2009

Ein Volk der Parteien

Die Gläubigkeit an die Wunder der politischen Systeme ist erschüttert und die Heilpropaganda der parlamentarischen Parteien ist verbraucht. Der Staat ist zu einem leeren Mechanismus geworden, den zu erobern solange noch keinen Wechsel unserer Nöte bedeuten würde, als die Eroberer ihm keine neue Seele und Bindung zu geben vermöchten. Denn ein Staat, der alle versorgen möchte und allen nur schuldig bleibt, ist der unfrachtbaren Psychologie der Grossstadt erlegen und weiss mit seinen Menschen nichts mehr anzufangen, als ihren Vermassungen nachzugeben.

Doch kann kein Volk solche Wirtschaft auf Dauer ertragen, und wird sich, wenn Systeme und Parteien versagen, nach anderen Ansätzen seines politischen Willens umsehen, die seiner Gesundung entgegenkommen. Das wird sich dann gewöhnlich durch Bewegungen ausdrücken, die entweder alles bezweifeln und sogar mit der Gegenwart Schluss machen oder das Ewige zwischen Vergangenheit und Zukunft zum Mittler wählen.

Wir sind nach aussen zwar noch immer ein Volk der Parteien geblieben, aber wir sind von innen schon lange ein Volk der Bewegungen geworden, und sollten das auch ohne die Zunahme des Radikalismus auf den parlamentarischen Flügeln unserer Parteien von uns wissen. Aber Bewegungen, die nichts als Bewegung wollen, haben auch ihre grossen Gefahren; denn sie fördern zwar die Auflösung des Alten, aber sie pflegen häufig genug in den Protesten stecken zu bleiben und finden dann nicht mehr zu einer befreienden Gestalt.

Hans Schwarz, Vorwort zu: Wolf Christian von Harling, Der Kampf um Preussen (Die preussische Reform), Schriftenreihe des Nahen Ostens, Berlin 1931.

The Ideal City



The ideal city was the one built by the gods for men to live in. The reasons for settling in one place or another, for raising walls facing one way or another, were deduced from the advice of wise men; the ideas on health, defense or respect for the divinities determined the origins of places where towns were to be developed. Many of these primitive settlements have given rise, through historical superposition, to modern day cities. And we have seen that the gods’ rules were not always the most adequate for protecting us from our enemies or from the elements. Cities built over rivers, on pestiferous sites, facing away from the sea, against the wind… If some of the rules of the first architects were contradictory, there were others upon which urban planning is still based to this day. But cities are much more than urban planning, much more than architecture. Cities represent cultures, communities of people. Cities are defined by their citizens. In Politics, Aristotle defined the city as “a perfect and absolute set or communion of many villages or streets as a unit.” Religious reasoning and sacred council gradually gave way to social, economic and above all military logic. The interests of men began to outweigh those of the gods. The city then became a symbol of humanity and civilization. To this day, cities are the places where things happen. Cities are where the vast majority of commerce takes place, where culture develops, where power is concentrated. And to really belong to the world one has to live in a big city. Yet gradually, the excessive and overwhelming expansion of cities, property speculation and the difficult coexistence of many people in one single unit broken down into ever more drastically differing levels of social and economic well-being, which are markedly crueler than ever before, has led to a flight from cities toward the suburbs, and into the country. But cities reach out through the means of communication, highways and all sorts of paths that work as links. Small and mid-sized cities rise up as mirror images of large ones. Even the littlest towns are undergoing inevitable transformations. The Western city model has become so prevalent that even the evolution of Eastern cities is following the same pattern, albeit breaking the moulds and not only endowing them a very characteristic magnificence and spectacularity but also multiplying the intrinsic faults of the big European cities that are beginning to deteriorate physically as well as conceptually: injustice, alienation, overcrowding, isolation, the establishment of casts and social stratification. The existence of dormitory-cities, in addition to the dramatic growth in population, gives rise to the overpopulated favelas or ranchitos in countries such as Brazil and Columbia, as well as in Europe, the United States, and all over the world. Thus, the population relates in very different ways within the jungles big cities have become. Overpopulation leads to massive growth in outlying areas and depopulation of the historic city centers, now inhabited by offices, banks and luxury shops. Very few are those who can afford to pay the outrageous prices that have become public enemy number one.



Nowadays, all cities are similar. The cosmopolitan traveler tirelessly seeks in them those peculiar landscapes with distinctive identities, at times striving to find still virgin sights not yet blotted by those familiar contemporary cultural landmarks: fast food outlets, museums, traffic lights… places that are different, though only for the time being. And between cities, those sometimes romantic and other times chilling places, those territories for narration, unidentifiable, in limbo, places whose sole purpose is to place us in a boundless time of abstract sensations, in transit: airports, stations, roads… We move between the ideal and the real, witnessing a development, at different, increasingly mind boggling speeds, of the cities in a changing world, a world whose towns and country are increasingly alike, to the point where being in one place or another matters not. If we were to eliminate those characteristic buildings in our cities, the monuments partially differentiating them, if they consisted solely of their most ordinary streets, the places where we all live, we would not be able to distinguish Milan from Brussels, or Chicago from Hamburg. Asia is a bit different, but how can you tell a Shanghai suburb from one in Hong Kong? In the end, the magic of cities is captured in names full of references to trips, experiences, literature, maps and myths.

To mention Rome, London, Paris, Berlin, Amsterdam or Athens is not to name just any old place, it is to recall the origin of Europe, our very own culture. But to mention Mexico City, Sao Paulo, Tokyo, Shanghai, Peking (Beijing), is to name the megalopolis, a different way of living, a different way of conceiving the city. It is to speak of gigantic cities built toward an uncertain plight, buildings grazing the sky, with millions of inhabitants, bypass highways cutting right through the city itself… And to mention New York or Chicago is like entering a movie edited with footage from our own memories, scenes from so many stories, so many hours spent watching a silver screen. It is much different to mention Beirut, Tripoli or Havana. And with all these names of cities, marvelous in their photographs, terrible in their staggering miseries, we conjure up different worlds, sensations, stories, aspirations; we describe a map of improbable geographies yet recognizable imagery. In contemporary photography, the cityscape has become one of the most well trodden genres. At times resembling in excess the post card picture, other times looking down from the sky in an attempt to take in the entire city; other times consisting of its fragments, portraying its relation to citizens, or the very beauty of its confrontation with the horizon as an unavoidable homage to its architecture. But photography is not a document alone. It is also of undeniably artistic, as well as political and ideological value. In many of the images we have gathered for this issue devoted to the world’s cities, there is much more to behold beyond the beauty. We see the artist’s intention to look at and capture a reality that he transforms into something else. These are not merely straightforward images of the various cities we can see and visit. The artist’s eye cuts and isolates fragments, making what we are offered, what we see, unrepeatable. It would be naïve to believe that that same image will be there for us when we visit Havana or Shanghai. These pictures exist only in their author’s archives, in the memory of those who have seen them, in the art collections around the world and on these pages that on this occasion have become the most beautiful atlas, a random archive of fragments of art reshaping our world, demonstrating that the city is still the matrass wherein civilization develops.

Rosa Olivares, The Ideal City, In: Exit 17 (Translation: Dena Ellen Cowan).
http://www.exitmedia.net/prueba/eng/sumario.php?id=23

Unterliegt der Geist?

Man hört heute oft das Wort vom Sterben des Geistes. Die Presseverbote, die die Regierung durchführt, die strengeren Vorschriften für die freie Meinungsäusserung und die stärkere Gebundenheit des geistigen Lebens rufen bei vielen intellektuellen Menschen eine Art von Panikstimmung hervor, die an sich ziemlich unbegründet ist. Es ist richtig, dass wir aus einer Zeit ungebundener und zügelloser Freiheit kommen, aber diese Freiheit hat in viel stärkerem Masse zum Verfall des Geistes geführt, als seine heutige Beschränkung.
Bis auf welchen Tiefstand ist das geistige Leben in den letzten Jahrzehnten heruntergekommen! Der Typus der Halbintelligenz ist zum beherrschenden Typ unserer Zeit geworden. Es bestand keine Veranlassung mehr, gut zu denken und anständig zu schreiben, und es bestand wenig Neigung dazu, das Gedachte und Geschriebene bescheiden zu lesen. Es wurde alles grob aufgetragen und grob verschlungen. Die Sensation und die Spannung hatten sich des gesprochenen und geschriebenen Wortes bemächtigt.
Wenn der Geist heute langsam unter die Schraube der Kontrolle gesetzt wird, so ist das für ihn selber am dienlichsten. Denn es muss sich nun zeigen, was wirklich Geist an ihm ist, und was lediglich Schaum und Rauch war. Was echt und notwendig in ihm ist und durch keine noch so strenge Zensur zu verbieten ist, und was nicht notwendig ist und infolgedessen hilflos zusammenbricht. Diese Frage nach dem Geist ist heute eine Frage nach den Reserven, den Kenntnissen und dem Wissen, über die ein Jeder verfügt. Da aktuelle politische Dinge diffizil und schwer zu behandeln sind, wird man vielleicht zurückgreifen müssen auf die Historie. Das die Politik des Tages bestimmt heikel ist, wird man die sachlichen Probleme schärfer in den Vordergrund rücken müssen. Dazu gehört aber als Voraussetzung, dass man selber einen bestimmten Fundus besitzt. Wer daran zugrundegeht, dass er zu bestimmten Ereignissen des Tages nichts mehr sagen darf, der hat überhaupt nie das Recht besessen, zu diesen Dingen Stellung zu nehmen.
Es ist für den Geist ganz gleichgültig, von wem die Kontrolle über ihn ausgeübt wird. Es wird immer die Macht sein, die ihn unter die Schraube nimmt. Und Macht bleibt immer Macht. Nur die Macht aber zwingt ihn dazu, sich mit sich selber bis zur letzten Konsequenz auseinanderzusetzen und tiefer zu schürfen, als die Macht reicht.
Die besten und tiefsten Gedanken der Menschheit sind selten in der Freiheit gedacht worden, sie sind meistens in der Unterdrückung entstanden. Es ist kein Grund zur Panik vorhanden. Es geht nur darum, dass wieder wirklich gedacht, geschrieben und gelesen wird.

Die Tat, 25. Jahrgang, Heft 1, April 1933, Eugen Diederichs, Jena, S. 88 – 89.

Tuesday, October 20, 2009

Future



Celui qui parle de l´avenir est un coquin. c´est l´actuel qui compte. Invoquer sa postérité. c´est faire un discours aux asticots.

Céline, Voyage au bout de la nuit.

Monday, October 19, 2009

The Dissolution of Modernism

Globalisation is not what Ernst Jünger called the “universal state,” <1> constituted by the progressive fusion of the “red star” and the “white star,” i.e., the East and the West. Globalization is the result of a modernisation which takes the form of a structural adjustment seeking to integrate each society in the world market. It is a process which presents itself as a response to the crisis of modernity stemming from the Enlightenment. <2>

<1> Jünger hinted that “the difference between the red and the white star is only the fluttering which accompanies the rising of a star on the horizon. Let it rise into the sky, and let unity be unveiled.” See L’Etat Universal (Paris: Gallimard, 1962), p. 35.
<2> Gustave Massiah, “Quelles Reponses a la Mondialisation?” in Après-demain (April-May 1996), p. 6.


Alain de Benoist, Confronting Globalisation (“Face a la Mondialisation,” translated by John Lambeth and Deborah Shair).


http://www.alaindebenoist.com

Habsucht

f. sucht oder gieriges verlangen nach habe. über die entstehung des wortes s. unter habgier sp. 89: die blosze habsucht macht denselben (den kaufmann) auf die grösze des vortheils scharfsichtig. HAMANN 1, 30 (v. j. 1756); habsucht, unersättlichkeit im erwerb. KANT 5, 266; der ausdruck der niedrigsten haabsucht ist seinem gesichte eingeprägt. LAVATER phys. fragm. 1 (1775) s. 119; ich sah das kästchen mit neidischen augen an und eine gewisse habsucht bemächtigte sich meiner. GÖTHE 23, 106;

er tobet dasz die fenster klingen,
wann seiner habsucht was entgeht.
HAGEDORN 3, 54;

wird dich die habsucht nagen.
1, 79;

wenn euern kindern
nicht waisennoth
und habsucht droht.
BLUMAUER 1, 180;

wenn über meine hüttenschwelle
die habsucht ihre hamsteraugen rollt.
KL. E. SCHMIDT poet. briefe (1782) s. 61,

aus eifer für das gute nicht,
aus habsucht kam blosz euer strafgericht.
briefwechsel der fam. des kinderfr. (1792) 12, 15;

keines Römers schnöde habsucht soll dir je dein grab versehren.
PLATEN 33a.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. Leipzig, S. Hirzel 1854 - 1960.

Sunday, October 18, 2009

Freiheit und Heiligung


Freiheit und Heiligung: das heisst Opfer und noch einmal Opfer, Opfer an Gut, und wenn es sein muss, an Blut, aber in einer anderen Sphäre, auf einer anderen Bühne als auf dem wackelnden heutigen Kriegstheater! Als Michael Bakunin nach zehnjähriger Kerkerhaft und Verbannung mit krummem Rücken, ohne Zähne, herzkrank und grau, als Fünfzigjähriger auf dem Friedens- und Freiheitskongresse in Bern erschien, umringten ihn seine Freunde aus den achtundvierziger Jahren, und man bestürmte ihn, die Memoiren seiner Konspirationen und Strassenkämpfe, seiner Todesurteile, Verbannung und Flucht zu schreiben. "Il faudrait parler de moi-même!", sagte er. Er fand, es gäbe wichtigere Dinge zu tun, als von der eigenen Person zu sprechen. Und Von Léon Bloy rührt das tief verlorene, vielleicht religiöseste Wort unserer Zeit her: "Qui sait, après tout, si la forme la plus active d l´adoration n´est pas le blasphème par armour, qui serait la prière de l´abandonné?" Versteht man danach, was Freiheit und Heiligung ist?

Hugo Ball, Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, Der Freie Verlag, 1919 (p. 13).

Adam as Golem

The imagination of the ancient Israelites frequently turned to the birth of the first man, who was formed of dust and not born of woman. A principal passage reads as follows: "How was Adam created? In the first hour his dust was collected; in the second his form was created; in the third he became a shapeless mass [golem]; in the fourth his members were joined; in the fifth his apertures opened; in the sixth he received his soul; in the seventh he stood up on his feet; in the eighth Eve was associated with him; in the ninth he was transferred to paradise; in the tenth he heard God's command; in the eleventh he sinned; in the twelfth he was driven from Eden, in order that Ps. xlix. 13 might be fulfilled" (Ab. R. N. ed. Schechter, Text A, i. 5; comp. Pesiḳ. R. ed. Friedmann, 187b, and note 7; Kohut, in "Z. D. M. G." xxv. 13). God created Adam as a golem; he lay supine, reaching from one end of the world to the other, from the earth to the firmament (Ḥag. 12a; comp. Gen. R. viii., xiv., and xxiv.; Jew. Encyc. i. 175). The Gnostics, following Irenæus, also taught that Adam was immensely long and broad, and crawled over the earth (Hilgenfeld, "Die Jüdische Apokalyptik," p. 244; comp. Kohut, l.c. xxv. 87, note 1). All beings were created in their natural size and with their full measure of intelligence, as was Adam (R. H. 11a). According to another tradition Adam was only one hundred ells high (B. B. 75a); according to a Mohammedan legend, only sixty ells (Kohut, l.c. xxv. 75, note 5; the number "sixty" indicates Babylonian influence). When he hid from the face of God, six things were taken from him, one of these being his size, which, however, will be restored to him in the Messianic time (Gen. R. xii.; Num. R. xiii.; Kohut, l.c. xxv. 76, note 1; 91, note 3). Other conceptions, for instance, that Adam was created a hermaphrodite (Androgynos), or with two faces ( = Διπρόσωπος; Gen. R. viii. 7), belongto the literature of Gnosticism.

Jewish Encyclopedia, 1901 - 1906, article "Golem".

http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=334&letter=G&search=Golem#ixzz0UIIQoETF

Friday, October 16, 2009

Universalität

Ein Mann, der alle Vollkommenheiten vereint, gilt für viele. Indem er den Genuss derselben seinem Umgang mitteilt, verschönert er das Leben. Abwechselung mit Vollkommenheit gewährt die beste Unterhaltung. Es ist eine grosse Kunst, sich alles Gute aneignen zu können. Und da die Natur aus dem Menschen, indem sie ihn so hoch stellte, einen Inbegriff ihrer ganzen Schöpfung gemacht hat, so mache ihn nun auch die Kunst zu einer kleinen Welt, durch Übung und Bildung des Verstandes und des Geschmacks.



Balthasar Gracian, Handorakel und Kunst der Weltklugheit; übersetzt von Arthur Schopenhauer.

Europäischer Nationalismus ist Fortschritt

Der junge europäische Befreiungsnationalismus macht Schluss mit einer Politik, die die Völker zum Objekt wirtschaftsimperialistischer Interessen erniedrigt. Er schöpft aus den Tiefen der abendländischen Genialität, aus der Vielfalt der Ideen, die unsere Geschichte in Gang gehalten haben. Dieser Aufstand des europäischen Geistes ist jedoch nur realisierbar, wenn die Völker mit ihren gewachsenen Kulturen wieder Subjekt des Handelns werden. Doe Voraussetzung dazu ist ein Ordnungsprinzip, das nicht nur auf Europa allein anwendbar ist, sondern Beispiel gibt für die Welt. Der Ansporn für die Entfaltung des europäischen Geistes, die Ursache seiner Ausstrahlungskraft war stets der Wille zur Grösse - zum Erkennen, zum Voranschreiten, zum Neuordnen. Dies ist die Quelle eines neuen Selbstbewusstseins der Völker unseres Kontinents. Beispiel geben - das bedeutet jedoch nicht Vorherrschaft und Bemundung, sondern wirkliche Hilfe für die Randvölker dieser Erde, die sich aus dem Teufelskreis der Unterentwicklung mit den Mitteln der liberalen oder marxistischen Anpassungsideologie nicht befreien können. Die ethnische Ordnung kann nicht zur Überfremdung der Eigenarten führen, wenn sie global angewendet wird, weil bei ihr der Nationalismus Prinzip ist.

Michael Meinrad
, Das Prinzip des Nationalismus. In: Europäischer Nationalismus ist Fortschritt, Verlag Deutsch-Europäischer Studien, Hamburg 1973 (Junge Kritik. 3).

Thursday, October 15, 2009

Schnebelins Schlaraffenland


ACCURATA UTOPIAE TABULA, DAS IST DER NEU=ENTDECKTEN SCHALCK-WELT ODER DES SO OFFT BENANNTEN, UND DOCH NIE ERKANNTEN SCHLARAFFENLANDES NEU=ERFUNDENE LäCHERLICHE LAND=TABELL ... DURCH AUTHOREM ANONYMUM.

aus: J.B. Homann: Atlas novus terrarum ... Nürnberg 1716)



Die hier vorliegende Schlaraffenlandkarte ist verschiedenen Ausgaben der Homannschen und der Seutterschen Atlanten des 18. Jahrhunderts beigebunden; vor 1716 ist sie nicht nachweisbar. Grundlage für diese Phantasiekarte ist ein Buch des kaiserlichen Generals Johann Andreas Schnebelin (+ 1706) mit dem Titel: "Erklärung der Wunder=seltzamen Land = Charten Utopiae, so da ist/ das neu = entdeckte Schlaraffenland/ Worinnen All und jede Laster der schalckhafftigen Welt/ als besondere Königreiche/ Herrschaften und Gebiete/ mit vielen läppischen Städten/ Festungen/ Flecken und Dorffern/ Flüssen/ Bergen/ Seen/ Insuln/ Meer und Meer = Busen/ wie nicht weniger Dieser Nationen Sitten/ Regiment/ Gewerbe/ samt vielen leßwürdigen Einfällen aufs deutlichste beschrieben; Allen thörrechten Läster = Freunden zum Spott/ denen Tugend liebenden zur Warnung/ und denen melancholischen Gemüthern zu einer ehrlichen Ergetzung vorgestellet. Gedruckt zu Arbeitshausen/ in der Graffschafft Fleissig/ in diesem Jahr da Schlarraffenland entdecket ist."

Das Buch Schnebelins erfuhr keine allzu große Verbreitung, während die danach gestochene Landkarte in vielen Bibliotheken nachweisbar ist. Was den kaiserlichen General bewog, dieses für einen hohen Militär doch eher abseitige Thema auf 396 Seiten auszubreiten, wird kaum zu ergründen sein, auch ist seine Autorenschaft nur durch eine Notiz in einer Reisebeschreibung belegt.

Wie auch immer: Schnebelin kann ohnehin nur als Bearbeiter, als Auswalzer und Breittreter eines anderen Textes gelten. Die ursprüngliche Idee zu dieser geographischen Satire hatte der englische Bischof Joseph Hall, der etwa 1605 ein Buch mit dem Titel: Mundus alter et idem ... in London herausbrachte. Schon 1613 erschien davon eine deutsche Übersetzung, die Schnebelin als Muster diente. In beiden Versionen ist von dem Schlaraffenland nicht die Rede, erst Schnebelin nahm die Bezeichnung dieser wunderbaren Gegend in den Titel auf.

Damit schuf er einige Verwirrung, denn die Erzähltraditionen und der Motivkranz, den man unter dem Begriff Schlaraffenland (Cockaigne, Pays de Cocagne, Cuccagna etc.) zusammenfaßt, haben mit diesen Satiren und der Landkarte nichts zu tun. Joseph Halls Intention war es - und damit auch die Schnebelins - die moralischen und sozialen Mißstände seiner Zeit durch eine fiktive Reisebeschreibung zu geißeln. Während zu den traditionellen Motiven der Schlaraffenlandfabel, die sich bis auf antike bzw. indische Quellen zurückführen läßt, die "verkehrte Welt", die Utopie des Überflusses, eine Welt ohne Arbeit, ohne Alter und Not u.a.m. gehört, werden in Halls uns Schnebelins Büchern Laster und Tugenden als geographische Begriffe versachlicht. So wie es uns auf der Landkarte entgegentritt, bildet das Schlaraffenland Schnebelins einen ganzen Weltteil, bestehend aus 17 Provinzen und etlichen Inselgruppen. Über 2000 fiktive Ortsnamen beschreiben Laster und Tugenden ausführlich und detailreich, wobei letztere eindeutig in der Minderzahl sind.

Der Zweck des Buches und der Karte ist eindeutig ein moralisierender - als Bezugspunkte der imaginären Halbkugel (350-550°!) dienen Nord- und Südpol: als frostiges Ierusalem nova und Stadt der Seligen im Norden und als feurige Gehenna und Höllenpfuhl im Süden. Es ist klar, daß es die Bewohner von Magenland (Magni stomachi imperium), Trinkland (Bibonia), Faulpelzland (Pigritarium regio), des Landes der Geizigen (Mammonia), Unzuchtland (Respublica Venerea), Spielland (Lusoria), Narrenland (Stultorum regnum), Sauland (Seulandia), Schlemmerland (Lurconia regnum), Verschwenderland (Prodigalia regnum), Fluchland (Iuronia regnum) usw. unweigerlich nach Süden in die Hölle zieht. Zur Tugend ist dem Autor sichtlich nichts anziehendes eingefallen - das Land der Tugend ist eine Terra incognita ...

Hans Zotter

http://www-classic.uni-graz.at/ubwww/sosa/karten/schlaraffia/index.php

Die grösste Fachwerkstadt Deutschlands

Braunschweig was the biggest timber-framed city in Germany once. Until the night of the 15th October 1944 brought the strong fist of freedom that lighted Braunschweig and promised liberation.



Thank you for liberating us.

Wednesday, October 14, 2009

Von der Zeit

Nebst vorgedachten grössern Theilen der Zeit, sind annoch einige kleinere Theile derselben bekannt; als da sind

1.) Lustrum, eine Zeit von fünff Jahren, von den Griechen πέγτετη genannt, von πέγτε fünf und έτος das Jahr;
2.) Annuns das Jahr;
3.) Horae oder tempestates anni, die verschiedenen Jahrszeiten;
4.) Menses, Monate;
5.) Hebdomadae, Wochen;
6.) Dies, Tage, in so fern dieselben einen Theil der Wochen ausmache;
7.) Crepusculum matutinum, die Morgendemmerung;
8.) Aurora, die Morgenröthe;
9.) Meridies, der Mittag;
10.) Vesper, der Abend;
11.) Crepusculum uespertinum, die Abenddemmerung; und
12.) Nox, die Nacht.

Alle diese besondere Theile der Zeit wurden unter den Alten unter gewissen Bildern vorgestellet; und dieses zwar bissweilen auf unterschiedene Art und Weise.

Bernard de Montfaucon, Griechische und Römische Alterthümer [...] In die Kürze und in das Kleine gebracht, und in Deutscher Sprache herausgegeben von M. Johann Jacob Schatzen; Nürnberg, 1757

Thursday, October 8, 2009

Liberalismus...

Liberalismus ist immer Plutokratie, und liberaler Nachtwächterstaat das parlamentarische System, das uns als Ende der Geschichte - verkauft - wird. "Der Staat ist aus der Angst um den Besitz geboren" (Franz Jung). Demokratie verachten ist das eine, wenn man das Totalitäre im Ausschalten parlamentarischer, sogenannter repräsentativer Instanzen sieht, Demokratie ablehnen aus Verständnis dieser als Machtinstrument ihrer Propagandisten das andere. Sieht man den Nationalsozialismus als Vorhut und erstes dumpfes Abrütteln der vergangenen Strukturen, wiegt man ihn als Primat der Wirtschaft, der sich des ideologischen Haschischs bedient, dann kommt man bei strikter, nüchterner Untersuchung zu dem Schluss, dass der Neoliberalismus dem gleichen Paradigma verpflichtet ist. Was dem Nationalsozialismus die Grundlage ist, das unscharf definierte Rassische, ist dem Liberalismus das unscharf definierte Demokratische, das immer wieder auf ebenso verwaschene Fundamente verweist wie geschichtliche Einzelereignisse, die universalistisch als Untermauerung der Jetztzeit, als Zement des Istzustandes verfugt werden.

Die Demokratie hat kein, sie ist das Problem, wie de Benoist es prägnant gemünzt hat. Der Pfefferstreuer der Auflehnung enthält nur noch Raffinieriezucker, da Kollektive sich in ihrer scheinbaren Freiheit aufgelöst haben zugunsten der Masse.