Die demokratischen Theoretiker behaupten zwar, dass die Bürgertugenden keine Ideologie benötigen, sondern dass eine Erziehung zu Ethik ausreicht. Doch der fundamentale Irrtum beruht in der unhaltbaren Annahme, dass ein genügender Prozentsatz der Menschen moralphilosophisch denkfähig und erziehbar sei.
Bei allen philosophischen Menschenfreunden kann man immer wieder die Beobachtung machen, dass sie die Mehrzahl der Menschen sich ähnlich oder gleichartig erhoffen und dass es genügen müsse, eine allein mit Gründen der Vernunft gesicherte bürgerliche Moral zu vertreten. Abgesehen davon, dass das allgemeine Bildungsniveau bei weitem nicht ausreicht, um auch nur Anfänge einer moralphilosophischen Belehrung wirksam zu machen, ist es von jeher immer nur wenigen Ausnahmemenschen gegeben, daraus auch praktische Folgen zu ziehen.
Es muss bei den grossen Volksmassen als gänzlich ausgeschlossen betrachtet werden. dass die gepredigte individuelle Selbstbeherrschung eine allgemeine Verminderung der hemmungslosen Ausnutzung von Gegebenheiten zeitigt, zumal der Vorrang privatwirtschaftlicher Interessen bei allen Diskussionen über Staatsprobleme regelmässig eindeutig betont wird.
Hans Domizlaff, Variationen über das Thema Demokratie. 17
Monday, February 15, 2010
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